Das Onlinemagazin, für das ich schreibe, hält momentan mit verschiedenen Artikeln die Zuschauer von „Das Sommerhaus der Stars“ auf dem Laufenden. Ratet mal, wer eine der Autorinnen ist, die diese Artikel schreibt. Tausend Punkte für euch.
Ich muss also, um andere zu informieren, mich selbst informieren und das an der Quelle selbst. Mein heutiger Tag (es ist Montag) bestand also daraus, die bereits veröffentlichten Folgen zu schauen. Um mir das Ganze so angenehm wie möglich zu gestalten, denn ich kann beim besten Willen nicht mit meiner vollen Aufmerksamkeit davor sitzen (es nimmt mir mental einfach zu viel), räume ich nebenbei auf oder koche. Eigentlich ziemlich entspannt.
Während ich warte, dass sich meine Pfanne erhitzt, werfe ich doch mal länger als nur ein paar Sekunden den Blick auf meinen Fernseher und bekomme folgende Szene mit: Eric, der Freund von Katharina, flüstert derselbigen zu: „Ich muss nochmal eben aufs Klo. Kommst du mit?“ Sie antwortet: „Okay, aber nicht wenn du groß musst. Ich kann dein Groß gerade nicht ertragen.“ Sie gehen also gemeinsam auf die Toilette. Eric lässt seine Hose runter und setzt sich hin und Katharina setzt sich ihm gegenüber auf einen kleinen Hocker. Er pinkelt, sie reden und als er fertig ist, sagt sie ihm: „Abziehen.“ Er gehorcht. „Deckel runter.“ Er gehorcht und sie gehen wieder raus.
So weit, so verwirrt ist Johanna.
Spulen wir ein wenig vor: es geht zum nächsten Spiel, bei dem die Kandidaten abwechselnd Fragen beantworten müssen. Ist die Antwort falsch müssen beide die eklige Mahlzeit essen oder trinken, die vor ihnen steht. Die Auswahl ist nicht sehr appetittlich. Zwiebelschmalz auf Vanillesoße ist ein „Gericht“ und mir wird schon beim Gedanken daran das hinunterzuwürgen, schlecht. Gut, dass ich keine Schulden habe und süchtig nach Aufmerksamkeit bin.
Eric und Katharina quälen sich durch die Gerichte, denn ihre Antworten sind häufig falsch (jedenfalls wird es so geschnitten, denn am Ende gewinnen sie sogar). Bei irgendeiner zähflüssigen Masse, welche sie hinunterschlucken müssen, angekommen, sagt Eric in einem dazwischengeschnittenen Interview so etwas wie: „Katha, du hast doch bei anderen Dingen auch keinen Würgereflex.“ Bei diesem Satz wird mein Würgereflex aktiviert. Die Art und Weise wie Eric das sagt ist einfach ekelhaft. Es folgt sowas wie: „Sag doch mal, schmeckt dir mein Sperma?“
._. was
Wie kann man seine Partnerin so etwas in aller Öffentlichkeit fragen? Wenn man Frauen nur als Sexobjekt sieht vielleicht? Aber gleichzeitig schien dieser kleine gemeinsame Klogang doch so… intim, fast schon liebevoll…? Eric zeigte sich in der Situation sehr verletzlich, als würde er seine Freundin tatsächlich jetzt brauchen. Zudem ist man beim Klogang allgemein sehr verletzlich.
Es erinnert mich an eine ähnliche Situation, die ich mit einem Bekannten hatte. Seine Freundin hat vor zwei Jahren ungefähr mit ihm Schluss gemacht. Mehr als einmal mussten mein Bekanntenkreis und ich uns anhören, wie traurig er darüber ist, dass sie ihn verlassen hat, was für eine tolle Frau sie ist, wie nutzlos er doch sei und wie er niemals jemand besseren je wieder finden wird (obwohl sie nun… nicht immer super nett war).
Gerade noch erzählt er mir das, als wir eine Gruppe von Leuten in unserem Alter treffen. Einer jungen Frau gebe ich ein Kompliment: „Dein Oberteil ist sehr schön. Das steht dir.“, sage ich. Mein Bekannter lehnt sich über meine Schulter und ruft: „Geile Titten hast du!“ Ich drehe mich um und mache ihm eine Ansage, die mit „Das wird man doch wohl nochmal sagen dürfen!“ abgewiegelt wird. Alles klar, Markus Söder.
In einem anderen Gespräch danach, bei dem mein Bekannter schon etwas betrunkener ist, sagt er: „Aber beim Sex muss der Mann immer dominant sein.“ Ich äußere meine Zweifel, woraufhin ich die empörte Antwort bekomme: „Hä, aber wie soll der Sex denn dann sein!?“ Ja, hm, wie soll der Sex denn dann sein. Anders halt, I guess.
Anyway, ich bin ein bisschen abgekommen. Sorry! Aber ich verspreche, dass dieses ganze Hintergrundgelaber einen Sinn hat!
Ich erwähne diese beiden Männer, da sie viel gemeinsam haben: zum einen brauchen sie die Frau irgendwie. Eric möchte seine Freundin in verletzlichen Momentan bei sich haben und mein Bekannter braucht eine Freundin für sein Selbstwertgefühl. Zum anderen sexualisieren sie die Frauen extremst und behandeln sie damit auch gleichzeitig von oben herab, als wären sie nicht so viel wert. Was nicht bedeutet, dass Sexualisierung gleichzustellen ist mit herabwürdigendem Verhalten. Allerdings gehen diese Dinge häufig miteinander einher und es ist ganz einfach ein Unterschied, wenn man sexualisiert wird oder sich selbst sexualisiert.
Ich schreibe deswegen darüber, weil ich diese Beobachtung total interessant finde. Ein Grund dafür könnte in der Kindheit liegen, dass diese Männer eben nicht sehr viel Liebe von ihrer Mutter oder einer weiblichen Person erfahren haben und deswegen in sich einen tief sitzenden Frauenhass haben, sich dabei aber gleichzeitig einfach nur nach dieser fehlenden Zuneigung sehnen und sie brauchen.
Das zeigt einmal mehr wie wichtig es ist, dass Jungen in ihrer Kindheit genauso viel Zuwendung erfahren, wie Kinder anderen Geschlechts auch und dass wir aufhören müssen, Kinder nach einem bestimmten Rollenbild zu erziehen. Sätze wie „Hör auf zu weinen! Jungs weinen nicht!“ beeinflussen einen Freund von mir bis heute und er ist nur ganz selten in der Lage zu weinen.
Dabei sollte jeder Mensch, unabhängig von seinem Geschlecht so viel Emotion zeigen dürfen, wie er oder sie möchte, ohne dafür verurteilt zu werden. Ansonsten verschlimmern wie die Rollenbilder immer mehr und schränken die (emotionale) Freiheit eines jeden ein.