Nach unserem unerfreulichen Ausflug vor ein paar Stunden reden meine Katze und ich nicht viel. Einfach aus der Begründung, dass ich Sorge um sie habe und sie… nun, nicht kann. Denn sie ist noch etwas high von der Vollnarkose.
Außerdem steckt sie in einem Body. Also ja, auch in ihrem Körper, aber ich meine so einen Ganzkörperanzug, den man auch Babys ummacht. Sie soll ihn die nächsten Tage tragen, anstelle dieses Trichters, damit sie sich nicht die Wunde aufleckt.
Der Anzug drückt ihr Fell platt an ihren Körper, während ihr Kopf in seiner Normalform bleibt. Sie sieht aus wie die Katzenseite von CatDog nur mit einem Wuschelkopf. Ich muss mir schon ein paar Mal das Lachen verkneifen, wenn ich sie so sehe.
Zu Hause angekommen, bereite ich verschiedenste Wolldecken vor, bevor ich sie aus der Transportbox lasse. Die paar Minuten mehr in dem Ding scheinen sie nicht zu stören, sie bekommt ohnehin nur die Hälfte mit.
Dann öffne ich endlich die Tür und bin sehr erstaunt wie schnell sie doch ohne wirkliche Körperkontrolle rennen kann. Es ist ein Mix aus verzweifelten Versuchen zu beschleunigen und ebenso verzweifelten Versuchen wieder zu bremsen. In beiden Fällen ist der Fliesenboden nicht ihr Freund.
Nachdem sie nicht nur in ihrem Kopf ein paar Runden gedreht hat, kann ich sie beruhigen und sie legt sich auf die Wolldecken. Ich streichel sie, rede ihr gut zu und sie guckt mich manchmal mit einem bekifften Ausdruck im Gesicht an.
Die nächsten Stunden verbringen wir liegend inmitten der Wolldecken. Zwischendurch telefoniere ich mit einem Freund und höre gespannt seinen Geschichten zu, während ich versuche CatDog ohne Dog davon abzuhalten betrunken die Wände hochzulaufen.
Um 15 Uhr ist es endlich so weit: sie darf etwas essen. Ich suche aus den 19 verschiedenen Leckerlisorten, die aus schlechtem Gewissen für sie gekauft habe, eine aus und gebe sie in ihren Napf. Die Narkose ist mittlerweile zum großen Teil abgebaut und meine Katze weiß inzwischen, wo sie ist und was ihr Napf bedeutet. Mit immernoch wackeligen Schritten stapft sie zu ihrem Napf und isst.
Naja gut, denke ich mir, dann kann ich mich ja an den Tisch setzen und die Zeit etwas zum Schreiben nutzen. Meine Katze hat fertig gegessen und schaut zu, wie ich mich, sie immer noch im Blick, auf den Küchenstuhl setze. Ich klappe meinen Laptop auf und lege meine Finger auf die Tastatur.
CatDog findet das gar nicht gut. Sie beäugt mich kurz und beschließt dann mir zu folgen. Mit noch immer nicht ganz gehorchenden Beinen, versucht sie zum Sprung anzusetzen, doch da bin ich schon mit einem Sprung wieder bei ihr unten auf dem Boden. Die Tierärztin hatte nämlich ausdrücklich gesagt, dass sie nicht springen darf. „Nicht, dass sie sich das Ding da unten aufreißt, hm?“
Ich packe meine Katze also wieder in ein paar Decken und sage zu ihr, dass sie gerne hier unten schlafen darf, ich bin ja gleich hier oben und sie soll Bescheid sagen, wenn etwas ist. Ich begebe mich wieder auf den Stuhl ohne sie aus den Augen zu lassen. Nur für eine Sekunde wende ich mich dem Bildschirm zu, da steht sie wieder in vorbereitender Haltung neben dem Stuhl. „Nein, nein, alles gut, ich krieg das schon hin. Ist kein Problem. Warte kurz.“, scheint sie zu sagen, aber ich warte nicht kurz. Ich lege mich wieder auf die Wolldecken, während sie sich laut schnurrend in meinen Schoß legt. Ich seufze. Das Aufstehen kann ich wohl vergessen.
Als sie so als Ball in meinem Schoß zusammengerollt liegt, denke ich mir: hier ist Grund Nr. 437, warum ich keine Kinder haben werde.
Versteht mich nicht falsch: ich liebe meine Katze und beschütze und sorge mich um sie, wie ich nur kann und es ist wahrscheinlich auch super beleidigend ein Menschenbaby mit einer zugedröhnten Katze zu vergleichen, aber ihr seht die Parallelen doch auch, oder?
Ich meine damit den Stress sich die ganze Zeit, um das Lebewesen zu kümmern. Zu gucken, dass es nicht stirbt. Nicht in der Lage zu sein auch nur einen Moment wegzuschauen, stresst mich total. Jeden wahrscheinlich. Und wenn ich so schon bei einer kleinen Katze abgehe, wie ist das wohl, wenn das ein Mensch ist, den ich neun Monate lang sorgfältig in meinem Körper gebaut habe und dann unter Schmerzen zur Welt bringe? Ich würde verrückt werden.
Alle Mütter und Väter, die diesen Beitrag jetzt lesen, lachen wahrscheinlich, weil ich noch nicht mal an der Oberfläche dessen kratze, was es heißt ein Elternteil zu sein. Ich kann es verstehen. Es geht hier lediglich um meine persönliche Einschätzung, aus der Sicht einer Anfang 20-jährigen, die sonst auch keine Ahnung vom Leben hat. Seht es mir bitte nach. Das ist nicht böse gemeint.
Schwanger zu sein, ein Kind auf die Welt zu bringen und es dann großzuziehen ist ein Vorgang, den ich mir nicht vorstellen kann. Ich denke, das Gefühl oder den Prozess, kann niemand so wirklich beschreiben. Und das ist auch okay.
Nur habe ich für mich schon herausgefunden, dass ich keine Kinder haben möchte. Warum schreibe ich das eigentlich ins Internet? Um anderen zu zeigen, dass sie eine Wahl haben. Ich denke, den Spruch „Wenn ich dann später mal Kinder habe.“ haben wir alle schon mal gehört und für die meisten ist er auch wahr, aber für einige eben auch nicht. Dadurch, dass wir diesen Spruch, diese Einstellung häufig hören, kann es sein, dass einige junge Menschen denken, dass dies eine schon festgelegt Entscheidung ist. Aber das ist sie nicht.
Ich möchte niemanden mit diesem Beitrag angreifen, weder Eltern, noch sonst irgendwen. Einige Menschen können sich nichts schöneres vorstellen, als ein Kind zu haben und es beim Aufwachsen zu begleiten. Ich glaube auch, dass dies eine schöne Vorstellung ist. Wie cool ist das bitte, dass aus den Genen von zwei Menschen ein neuer entstehen kann!? (Ich meine… wie cool ist das, dass der Storch einem die Babys bringt…? haha…) Und das ist vollkommen okay! Go for it!
Es ist nur eben nicht für mich. Und das ist auch vollkommen okay.