SPOILER (…duh)
Etwa acht Jahre nach dem Hype um dieses Spiel lege ich dessen CD in meine PlayStation 4 ein und starte es. Ich bin tatsächlich aufgeregt, obwohl ich eigentlich ganz genau weiß, was passieren wird, denn ich habe schon etliche Let’s Plays zu diesem Videospiel angesehen (überraschenderweise kann ich mich aber nicht daran erinnern bei wem zuerst).
Ich starte also als Joels Tochter Sarah, die in ihrem Bett durch einen Anruf ihres Onkels aufwacht und kurze Zeit später ist auf einmal klar, dass wir alle mitten in einer Zombieapokalypse sind und fliehen müssen. Wohin wissen wir auch nicht, nur weg. Joels Bruder Tommy hilft Sarah und Joel zu fliehen, trotzdem werden wir von einem Soldaten entdeckt und es passiert das, was Joel charakterisieren wird: seine Tochter wird angeschossen und stirbt.
Es folgt ein schwarzer Bildschirm und jetzt spiele ich einen 20 Jahre älteren Joel, der von seiner Freundin/Bekannten/Verbündeten Tess geweckt wird. Sie ist sauer, dass ein gewisser Robert von ihr gestohlen hat und will nun ihre Sachen mit mir zurückholen. Hier bringt mir das Spiel das Kämpfen bei und ich bemerke, dass meine Zielsicherheit noch schlechter ist als gedacht. Kopfschüsse sind eher Zufall als 100%ige Absicht von mir. Die meiste Zeit verstecke ich mich hinter Tess und hoffe, dass die KI gut genug ist mich zu beschützen.
Nach einigen sehr peinlichen Kämpfen finden wir Robert, bringen ihn um, begegnen der Anführerin der Rebellengruppe „Fireflies“ Marlene und ehe wir uns versehen versprechen wir ihr ein Kind namens Ellie aus der Stadt zu schmuggeln. Ich bin etwas nervös als mir klar wird, dass ich mich beim Vorbeischleichen der Soldaten nicht mehr hinter Tess verstecken kann. Nach ungefähr viel zu langen 15 Minuten haben wir es geschafft und ich werde von einer Cutscene erlöst, in der wir erfahren, dass Ellie so kostbar ist, weil sie gegen das Virus immun ist.
Weiter geht’s mit einer Passage, IN DER ICH ZWÖLFMAL HINTEREINANDER STERBE, da ich es anscheinend immer noch nicht verstanden habe, wie man richtig schleicht. Aber gut. Wir kommen am Treffpunkt an, aber die Fireflies, die uns Ellie eigentlich hätten abnehmen sollen, sind nicht da. Allerdings haben wir nicht lange Zeit uns darüber aufzuregen, denn die Soldaten sind dicht hinter uns her. Ein guter Zeitpunkt für Tess uns zu gestehen, dass sie gebissen wurde. Sie möchte sich nicht verwandeln und zwingt uns sie zurückzulassen, um die Soldaten wenigstens noch etwas aufzuhalten.
Nachdem wir sie zum letzten Mal sehen, entwickle ich tatsächlich mütterlich (oder väterliche?) Gefühle für Ellie, denn ich flüstere die ganze Zeit „it’s okay, babygirl, I got this“ während ich die Soldaten leise einen nach dem anderen ausschalte. Sie wollen sie mir doch tatsächlich wegnehmen; was fällt ihnen ein!?
Ellie und ich machen uns also auf den Weg nach… ja, wohin denn eigentlich genau?
Zum ersten Mal werden wir voneinander getrennt, als sie mir die Tür eines Metallzaunes öffnen muss und ich ihr einen Boost nach oben geben muss. Ich kann nichts anderes tun als zu warten und zu schwitzen, während sie zwölf lange Sekunden braucht, um die Tür zu öffnen (ja, ich habe gezählt… UND GESCHWITZT).
Irgendwann treffen wir Joels alten Bekannten Bill und nachdem er endlich aufhört sich über unsere Existenz zu beschweren, ist er bereit uns zu helfen. Er bringt mir bei wie man eine Nagelbombe herstellt, welche mir und meinem schisserigen Spielstil in Zukunft noch sehr weiterhelfen wird. Zusammen besiegen wir auf unserem Weg zu einem fahrtüchtigen Auto einen Bloater. Ein Zombie, welcher schon sehr lange infiziert ist und somit auch seeeehr viel Munition in seinem Körper braucht, um zu sterben.
Ellie und ich werden schrecklicherweise wieder getrennt als sie durch eine Hundetür krabbelt, um uns die dazugehörige Tür zu öffnen und ich war – mal wieder – am schwitzen. Kurze Zeit später pinkle ich mich fast ein wegen einer Glastür, die einfach so zerspringt, nur weil ich daneben vorbei gehe; konnte wohl das Sexappeal von Joel nicht aushalten.
Ist es eigentlich ein Apokalypsen-Ding, dass man sein gesamtes Mobiliar auf die Treppe stopft…? Obwohl… jetzt wo ich so darüber nachdenke ist es wohl eine ziemlich schlaue Art Infizierte daran zu hindern nach oben zu gelangen, während man sich dort versteckt. Außerdem ist es cleveres Leveldesign.
Was mich mit Abstand am nervösesten macht, ist, wenn man einen Molotov herstellt und Joel ihn beim Verlassen des Crafting-Menüs einfach verdammt nochmal ANZÜNDET und ihn dann IN DIE TASCHE STECKT. Ellie macht das im zweiten Teil auch, scheint also… ungefährlich zu sein…?
Ungefähr hier, während ich mit Bill unterwegs bin und auch danach, ist mein Spielstil erstaunlich… gut. Ich würde sogar sagen am Höhepunkt, doch dann nimmt meine gute Art des Spielens langsam ab. Am Anfang war ich ein stealth master (musste zwar auch lange dafür trainieren, s. der Part, wo ich zwölfmal sterbe), jetzt bin ich… chaotisch. Zudem möchte ich mir immer alles überall angucken und mit meinem Goldfischgedächtnis vergesse ich wo ich schon war und wo ich überhaupt hin muss. Würde ich streamen, hätte ich wahrscheinlich nicht sehr viele Zuschauer bzw. nur welche, die sehr frustriert mit mir und meinen Spielstil wären.
Zu meinem Erschrecken werden Ellie und ich vollständig getrennt, da ich einen Aufzugschacht hinunterfalle und sie sich zum Glück noch nach oben retten kann. In dieser Passage gibt mir das Spiel erstaunlich viel Munition und Sachen zum Craften und langsam dämmert mir, dass ich sie wohl gleich brauchen werde… oh nein.
Schon gestresster als sonst muss ich eine Keycard finden, während Infizierte in den Gängen rumrennen und ihre Köpfe gegen Wände und Rohre schlagen. So stelle ich mir einen Teil der Hölle vor. Ich, gestresst und andere rennen um mich herum und sind laut (oh hey, warte, das kommt mir bekannt vor). Schließlich finde ich die Keycard nach zehn Minuten Suchen, nur um dann weitere zehn Minuten mit erneutem Suchen nach der Tür zu verbringen (mein Goldfischgedächtnis eben). Es stellt sich heraus, dass die Tür sich ohne Strom nicht öffnen lässt und ich mich erneut zu den Infizierten gesellen muss, um den Generator zu finden.
Voller Euphorie schalte ich den Generator an, nur um festzustellen, dass mit dem Anschalten auch gleichzeitig mehrere unterschiedliche Infizierte spawnen und zwar nicht nur Runner wie vorher, sondern auch Stalker (die miesesten, denn sie sind super leise und erschrecken dich) und – you guessed it – ein Bloater. Super. Hier passiert es dann: zum ersten Mal in meinem Leben rage quitte ich ein Spiel. Die Male, die ich sterbe, während ich versuche rechtzeitig zur Tür zu kommen, kann ich nicht zählen. Es sind auf jeden Fall zu viele für meine Frustrationstoleranz. Am nächsten Tag schaffe ich es nach dem zweiten Versuch und habe fast einen Herzinfarkt, denn gerade als ich mich durch die Tür quetsche wirft der Bloater mit einer seiner Bomben nach mir UND TRIFFT MICH SOGAR, aber ich werde durch die Cutscene unverwundbar und gelange sicher auf die andere Seite. Ich wische meine schwitzigen Hände an meiner Hose ab und bin bereit für den nächsten Part.
Der nächste Abschnitt hat viele menschliche Gegner, die ich übrigens gefährlicher finde als Infizierte. Sie sind unberechenbarer als die Wesen ohne Gehirn. Wer hätte das gedacht. Aber vor allem auch aus der Storyperspektive, denn wie wir in dieser fiktiven Apokalypse sehen werden Menschen zu instinktgeleiteten Tieren, wenn sie verzweifelt ums Überleben kämpfen. Doch mit Ellie am Scharfschützengewehr habe ich ein gutes Gefühl. Zunächst versuche ich es mit Schleichen und starte das Level oft neu, um es zu schaffen alle heimlich zu töten, habe jedoch schnell keine Geduld mehr und lasse mir von Ellie helfen. Ellie hat sich mit dieser Tat bewiesen und bekommt von Joel eine Waffe überreicht. Ich bin so ein stolzer Vater, mein Baby hat es tatsächlich geschafft.
In den nächsten Leveln suche ich verkrampft nach fünf weiteren Pillen, um meine Skills weiter auszubauen, nachdem ich den Fehler gemacht habe, zuerst die Geschwindigkeit meines Craftings zu erhöhen, anstelle der Punkte meiner Gesundheit (die ich, wie wir alle wissen, dringend benötige).
Wir begegnen Henry und Sam, die ebenfalls vor den Jägern fliehen wollen. Ich bin erleichtert über eine weitere KI, hinter der ich mich verstecken kann. Mit einem lachenden und weinenden Auge betrachte ich meine kleine Ellie, denn sie hat jetzt einen Freund gefunden. Sie ist so schnell groß geworden. Als wir alle von den Jägern wegrennen und Henry und Sam kurzzeitig egoistische Arschlöcher sind und uns im Stich lassen, ist Ellie die mutigste Person, die ich kenne, da sie einfach so ins Wasser springt, obwohl sie nicht schwimmen kann. So mutig möchte ich auch sein. Andererseits ist es auch ziemlich dumm? Aber so handelt man wohl, wenn man von Menschen gejagt wird oder ganz einfach verzweifelt ist.
Wir treffen wieder auf Henry und Sam und sind nach einer kurzen Fast-Prügelei wieder Freunde. Gemeinsam gehen wir in die Kanalisation. Spaßig. Wir werden getrennt. Ellie und Henry auf der einen Seite, Sam und ich auf der anderen. Nicht so spaßig. Ich spiele meine Rolle als Adoptivvater gut, wie ich finde, versuche den kleinen Mann mit „Danke“ und „Gut gemacht“ bei Laune zu halten (was ich bei Ellie allerdings nie hinbekomme). Leider sterben Henry und Sam, da Sam gebissen wurde, sich dann verwandelt und Henry sich aus Verzweiflung selbst tötet. Naja. Ich bin als Mensch gewachsen in den letzten paar Stunden und brauche auch keine Einsen und Nullen mehr hinter denen ich mich vor anderen Einsen und Nullen verstecke.
Wir erreichen Jackson, eine kleine Stadt, in der Tommy und seine Frau Maria leben, welche mich nicht mag. Wie schön. Familie eben.
Diesen Abschnitt finde ich gameplaytechnisch eher… langweilig. Er ist sehr storylastig also hier einmal der Schnelldurchlauf: Ich frage Tommy, ob er mir Ellie abnehmen und zu den Fireflies bringen kann, er sagt Nein, dann sagt er Ja, aber Maria sagt Nein, dann sagt sie Ja, aber Ellie sagt Nein und haut ab. Tommy und ich holen sie wieder ein und müssen zwischendurch böse Menschen abschießen, das Übliche eben. Zum Glück erkenne ich im Laufe des Menschenabschießens, dass ich Ellie doch ganz okay finde und meine Reise mit ihr fortsetzen möchte. Hab ja auch sonst nichts zu tun.
In dem Krankenhaus, wo die Fireflies laut Tommy sein sollen finde ich eine Menge Munition und andere nützliche Sachen, freue mich deshalb für vier Sekunden bevor ich realisiere, dass ich wohl gleich gezwungen bin auch alles zu benutzen. Eine Handvoll Affen machen sich einen Spaß daraus mich zu erschrecken, aber ich bin ganz tapfer und zucke nur einmal wegen der Geräusche zusammen.
Danach werde ich nach einem (für mich) hartem Kampf (death counter auf sechs) schwerst verletzt, kann kaum laufen (der Controller suggeriert mir dies durch seine starke Vibration), aber naja, ein paar Minuten stehe ich als Ellie wieder auf.
Als Ellie begegne ich David, der zunächst ganz… okay (?) ist. Zusammen sind wir kurze Zeit beste Freunde, da wir uns gemeinsam gegen eine Horde Infizierter verteidigen. In dem kleinen Raum stelle ich nach mehrmaligen Sterben (achtmal) fest, dass das Spiel sich meinem fehlenden skill anpasst, indem es mehr Munition und crafting items spawnen lässt. Sehr interessant. Ich finde, mehr Spiele sollten diese Option haben.
Von David bekomme ich Medizin, welche ich dringend für Joel (den ich versteckt habe) benötige. Dann endet Davids und meine Freundschaft abrupt als er mir erzählt, dass „ein Mädchen“ und „ein Mann“ viele seiner Männer getötet haben und es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Ellie und Joel sind.
Hier werden mir die Parallelen zu dem zweiten Teil des Spiels bewusst (von dem ich auch Let’s Plays gesehen habe, deswegen kenne ich die Geschichte), besonders zwischen David und Abby. Beide sind für uns, die Spieler, die „Bösen“, denn sie verletzen und/oder bedrohen, die Charaktere, die wir steuern und mit denen wir uns zwangsläufig identifizieren. Aus deren Sicht sind wir allerdings die „Bösen“ oder die „Bedrohung“. Letztendlich ist aber niemand „gut“ oder „böse“. Jeder ist einfach nur verzweifelt am Überleben und Ellie und Joel sind nunmal diejenigen dessen Geschichte wir kennen und wir sind deshalb auf ihrer Seite. Würden wir aber Davids gesamte Geschichte kennen, würde sich unsere Sichtweise auf alle Charaktere ändern.
So etwas findet im zweiten Teil statt: wir hassen Abby für das, was sie getan hat, lernen dann aber, warum sie so gehandelt hat, verstehen beide Seiten und sind dann am Ende während des finalen Kampfes am Weinen und lauten Klagen (oder war nur ich das?).
Apropos zweiter Teil: einige Kritiker meinten, Ellie sei zu gewalttätig im zweiten Teil, wo ich mir nur denke: B R U H, habt ihr nicht gesehen, wie sie David umbringt!?
Es geht auf das Ende zu und ich bin ein wenig von dem vielen Gehen genervt. Zumal weil ich selten volle Gesundheit habe und deswegen die Wahrscheinlichkeit groß ist durch einen Überraschungsangriff zu sterben.
In dem Tunnel (der letzte Ort, an dem man Infizierte tötet) verlässt mich ein Teil meiner Seele als ich immer wieder und wieder gegen insgesamt drei Bloater, sechs Clicker und neun Runner kämpfen muss. Als sie schlussendlich besiegt sind, fühle ich noch nicht mal Erleichterung, sondern nur SEELISCHE SCHMERZEN.
Während des Abschnitts, wo Ellie und ich beinahe ertrinken, flüstere ich mein (fast) altbekanntes „I got you, babygirl“. Ich rette Ellie und die Fireflies retten mich (und Ellie) und zum Dank schieße ich sie alle mitsamt ihrer Anführerin Marlene über den Haufen, weil sie Ellie, um ein Gegenmittel aus ihrer Immunität zu machen, töten müssen und sie jetzt schon meine adoptierte Tochter ist und nein, sorry, das geht jetzt einfach nicht mehr.
Nach unserer Flucht leben Ellie und ich zusammen mit der Lüge, die ich über ihre Immunität und das Gegenmittel erzählt habe in Jackson. Happy End.
Uuuuuuund das war’s im Groben und Ganzen! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht das Spiel zu spielen. Auch wenn ich die Geschichte schon vorher kannte, ist es nochmal ein anderes Gefühl selbst die Level durchzuspielen und eine eigene Bindung zu den Charakteren aufzubauen.
Danach habe ich das Spiel nochmal auf Schwierig durchgespielt und auch das erstaunlicherweise ziemlich gut hinbekommen. Bin ganz stolz.
9/10 manchmal war die Steuerung etwas clunky.
Ach ja, und über das LEFT BEHIND DLC hab ich nur eines zu sagen: DIESER SCHEISS PAPPAUFSTELLER MIT DEM DOKTOR IN DER APOTHEKE HAT MICH SO ERSCHRECKT OH MEIN GOTT FICK DICH NAUGHTY DOG