Divers, divers und nochmal divers! Die Medien fangen an die Gesellschaft endlich so abzubilden, wie sie ist: divers! Und auch die Schauspielbranche hat diese sehr nötige Diskussion erreicht., doch nicht ohne einige fragwürdige Aussagen aufzuwerfen.
Denn leider führt es dazu, dass viele Fans (nichtallenichtallenichtalle) einer bestimmten Serie, Film oder Comic, Buch, das bald verfilmt wird, fordern, dass ihre Lieblingscharakter bis zum Schauspieler hin originalgetreu gezeigt werden. Heißt also, wenn der Charakter in dem Buch bisexuell ist, sollte die Schauspielerin, die ihn verkörpert auch bisexuell sein.
Ich bin auf jeden Fall dafür, dass wir die Bevölkerung in Filmen auch so abbilden wie sie tatsächlich ist, nämlich bunt. Und ich bin auch dafür, dass wir einen Menschen nicht wegen seiner Hautfarbe, Religion oder Sexualität ausschließen. Aber indem wir darauf bestehen, dass der Schauspieler des schwulen Charakters auch schwul ist, tun wir genau das. Wir schließen einen Schauspieler aus, der hetero oder bisexuell oder was auch immer ist.
Als die Serie „Batwoman“ in 2018 mit Ruby Rose angekündigt wurde, habe ich diese Diskussion das erste Mal mitbekommen. Als Fan der DC-Comics wusste ich, dass Batwoman lesbisch ist. Die Fans der Reihe waren freudig erregt, dass Ruby Rose die Rolle spielen sollte, denn die Schauspielerin selbst ist auch lesbisch. Die Frage, die sich auftut ist: hat Ruby Rose nun die Rolle bekommen, weil sie eine gute Schauspielerin ist bzw. gut auf die Figur passt oder ganz einfach weil sie lesbisch ist? Wenn das letztere der Fall ist, muss man daraus schlussfolgern, dass somit Schauspielerinnen ausgeschlossen wurden, die nicht lesbisch sind. Was wiederum heißt, dass es nicht um das Schauspiel“talent“ geht, sondern um Dinge, für die niemand etwas kann (baby, i was born this way…).
Ausgeschlossen von einigen Besetzungen werden Schauspieler allerdings immer: du hast keine blonden Haare, du hast nicht die gewünschte Körperform, du hast nicht dies und das im Gesicht. Aber wir erinnern uns an den Anfang: wir wollen niemanden aufgrund seiner Hautfarbe, Religion oder Sexualität abgrenzen.
Oder ist das jetzt nicht so schlimm Heterosexuelle auszuschließen, weil die haben vorher ja uns ausgeschlossen, also dürfen wir die jetzt ausschließen? Frauen wurden tausende Jahre unterdrückt, nun sind die Männer dran. Homosexuelle wurden wegen ihrer Sexualität ausgegrenzt, nun müssen es die Heterosexuellen auch erfahren. (Ich übertreibe selbstverständlich!) Dies sind keine genauen Aussagen der Leute, die diese Dinge fordern, aber sie verhalten sich so.
Frage ist, was hat Melanie, 27, die mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern glücklich ist, verbrochen, dass man sie jetzt ausschließen darf. Ich denke nicht, dass sie daran Schuld ist, dass vor tausend Jahren homosexuelle Menschen radikal diskriminiert wurden.
Es ist ein neues Ausschließen. Es ist Extremismus in die andere Richtung.
Diese Logik ist fehlerhaft.
Dass Schauspieler eine Rolle spielen und gut darin sind etwas zu verkörpern, was sie nicht sind beweist uns Neil Patrick Harris. Dieser Mann ist durch und durch schwul. Er ist glücklich verheiratet mit einem Mann und hat zwei wundervolle Kinder mit ihm. „Trotzdem“ spielt er in der Sitcom „How I Met Your Mother“ einen Womanizer. Einen Mann, der heterosexueller nicht sein könnte und es sich fast schon zum Ziel gemacht hat mit jeder Frau dieser Welt zu schlafen oder zumindest sein Selbstwertgefühl davon abhängig macht.
Da hat niemand geschrien „ABER BARNEY IST HETERO! DER DARF NICHT VON EINEM HOMOSEXUELLEN MANN GESPIELT WERDEN!“ Nein, stattdessen wurde er dafür gelobt wie toll er den Charakter verkörpert, unabhängig von seiner Sexualität, so wie es sein sollte.
Lassen wir alle Melanie in Ruhe heterosexuell sein und konzentrieren uns auf das Wesentliche: mit vereinten Kräften aufklären, offen sein und gemeinsam an Lösungen arbeiten, um eine bessere Gesellschaft zu schaffen. Lasst uns die Rollen realistisch und divers schreiben und lasst uns Schauspieler aufgrund ihrer Leistung anstellen und nicht aufgrund der Tatsache mit wem sie schlafen.