Kurz vor Weihnachten 2021 bin ich mit meiner Freundin im Kino. Endlich sehen wir uns wieder. Ich bin gut drauf, sie ist gut drauf, Peter Parker leider nicht so, denn seine geheime Identität als Spiderman wurde öffentlich gemacht. Gemeinsam, also nur meine Freundin und ich, nicht Peter Parker, stopfen wir uns das Popcorn mit Käsesauce in den Mund. Und ja! Das Popcorn in die Käsesauce zu tunken und dann zu essen ist einfach nur LECKER und ich bin es leid so zu tun als wäre es das nicht!
Aber zurück zum Thema. Wir schauen Werbung, sind ja gezwungen dazu. In dem Werbespot geht es um ein junges Mädchen. Man begleitet sie durch ihren Alltag, Schule oder Uni, Freunde treffen, an der Hausarbeit schreiben. Sie scheint, so wie ich, auf Tankreserve zu laufen.
Ihre Nachbarin, eine ältere Dame sieht sie zwischendurch. Als die Nachbarin durch ihre Wohnung geht, hört man im Hintergrund eine Stimme aus dem Radio, die sagt: „Corona-bedingte Einschnitte im Bildungsbereich und sozialen Kontakten könnten die seelische Gesundheit junger Menschen langfristig belasten, warnen Experten. Noch nie wären so viele Fälle von Angstzuständen gemeldet worden.“ Aha, denke ich, ja, da bin ich einer von. Also ich habe mich nicht gemeldet. Ich schlucke lieber alles runter bis es dann in einem Nervenzusammenbruch aus mir herausbricht. Ich weiß, sehr gesund.
Tatsächlich hat die Werbung mich aufhorchen lassen. Keine Ahnung wofür sie ist und keine Ahnung wie sie das aufgebrachte Problem nun lösen möchte, aber ich bin interessiert. Tja, nun, stellt sich heraus, die Werbung ist für amazon. Und das Problem wird zwar gezeigt, aber nicht mal im Ansatz gelöst. Die besagte Nachbarin hat nämlich die grandiose Idee ihrem Schützling einfach etwas bei amazon zu bestellen und zu schenken. Stolz wird die Werbung abgeschlossen mit: Herzlichkeit ist das schönste Geschenk.
Ach sooooooooo, ja siehste, das ist auch mein Problem! Ich habe einfach keine Nachbarin, die etwas im Internet bestellt und mir meine Depressionen einfach wegschenkt. Cool. Danke, amazon. Hatte schon kurzzeitig die Hoffnung, dass sich endlich mal jemand um die Jugendlichen schert.
Zu früh gefreut. Back to suppressing my emotions. Leider nur Platz für andere wichtigere Sachen.